Peter Paul Kaspar wurde 1942 in Wien als Sohn eines bekannten Journalisten geboren. Nach dem Gymnasium studierte er Kirchenmusik, Orgel und Theologie in Wien und Innsbruck. In Floridsdorf wurde er 1966 von Kardinal König zum Priester geweiht. Er wirkte als Kaplan in Hainburg und als Studentenseelsorger in der Erzdiözese Wien. 1983 kam er nach Linz als Akademiker- und Künstlerseelsorger. 1982 bis 2007 unterrichtete er am Akademischen Gymnasium. An der Anton Bruckner Privatuniversität dozierte er über Geistliche Musik in den Jahren 1992-2008. Er verfasste 30 Bücher zu den Themen Musik und Religion, war Mitglied des PEN, galt als kirchenkritisch und wurde mit vielen Ehrungen bedacht: goldenes Verdienstzeichen des Landes OÖ, Julius Raab Medaille, Konsistorialrat, Professor. Paul war einer der ersten, der sich für das Kirchenvolksbegehren „Wir sind Kirche“ engagierte. Seine Analysen bewiesen immer klaren Durchblick.
Als Rektor der Ursulinenkirche bot er einen Sonntagabend-Gottesdienst um 20.00 Uhr an, mit erlesenem musikalischem Programm und vielbeachteten Predigten. Er installierte auch Konzertreihen in der Ursulinenkirche. 1984 konzipierten wir beide die lange Nacht der Musik (von 19 bis 24 Uhr), die später dann als lange Nacht der Kirchen landesweit Bedeutung erlangte. Adventkonzerte und Concert Spirituel mit Lesungen folgten ebenso, wie die Abendmusik-Reihe montags im Juli und August in „seiner“ Kirche. Gerne philosophierte er über die Zeit (Buch: „Die Uhren lügen“): Die Zeit, in die unser Leben eingebettet ist, erscheint uns als etwas Ehernes und Unabänderliches. Wir leben in der Zeit, müssen uns ihr fügen und können sie nicht überspringen. Und doch ist Zeit viel unwirklicher und brüchiger, als es im ersten Augenblick scheinen möchte. Die Zeit ist ja kein Ding wie die anderen Dinge unserer Welt. Sie ist kein Ding an sich. Sie ist eine Anschauungsform unseres Bewusstseins. Sie ist ein Schema, in welchem wir die Dauer der Dinge erleben. Bereits in der Mikrophysik wird unser Zeitbegriff durchlöchert. Erst recht zeigen parapsychologische Phänomene die Relativität von Zeit. Gibt es jenseits unserer Welt noch Zeit? Wir setzen das oft als selbstverständlich voraus. in Wirklichkeit ist sie jedoch die Zeit genauso eine Funktion unserer irdischen Welt wie der Raum. Raum und Zeit sind Anschauungsformen, in denen wir irdische Wirklichkeit erleben. Sie stehen und fallen mit der Erfahrung dieser unserer Welt. in einer Welt Gottes gibt es nicht mehr unseren Raum – und genauso wenig unsere Zeit.
Im Schulunterricht am Akademischen Gymnasium war er beliebt wegen seiner rhetorischen Begabung und seines enormen enzyklopädischen Wissens, aber auch aufgrund seiner herzlichen, menschenfreundlichen Art. Er musizierte gerne auch bei Schulgottesdiensten und bereicherte mit feinem Humor und kritischem Blick auch das Kollegium.
Was sagt der Philosoph und Theologe Hans Küng (den der Verstorbene neben Adolf Holl besonders schätzte) über die letzten Dinge?
„Was geschieht mit mir? Ich hoffe darauf, dass es auch für mich einmal eine Auflösung aller Widersprüche und ein Dasein in Harmonie, Frieden und Glück geben und mir an meinem Ende das zuteil wird, was man eine selig machende Schau nennt.“
Der Apostel Paulus hat sie im Brief nach Korinth, im Anschluss an die Passage über die Liebe wie folgt zum Ausdruck gebracht:
Die Liebe kommt niemals zu Fall; prophetische Gaben – sie werden zunichte werden, Zungenreden – sie werden aufhören, Erkenntnis – sie wird zunichte werden, denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unser prophetisches Reden. Wenn aber das Vollkommene kommt, dann wird zunichte werden was Stückwerk ist. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, überlegte wie ein Kind. Als ich aber erwachsen war, hatte ich das Wesen des Kindes abgelegt. Denn jetzt sehen wir alles in einem Spiegel, in rätselhafter Gestalt, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich ganz erkennen, wie auch ich ganz erkannt worden bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Die größte unter ihnen aber ist die Liebe.
In der Nacht vom 21. auf den 22. April 2024 ist Peter Paul Kaspar in Wien verstorben.
Bewahren wir ein liebevolles Denken an Peter Paul Kaspar. Der Himmel wird für ihn sicher voller Musik sein!
Von Johannes Sonnberger / Im Namen von den Fachkolleginnen Gisela Nesser und Sieglinde Lichtenwagner